Dienstag, 11. September 2012

9/11

Der 11. September. Jeder kann sich irgendwie noch dran erinnern, jeder weiß wohl auch noch, wie er an dem Tag erfahren hat, was mit den Türmen passiert ist.
Diesen Tag in Deutschland zu erleben, ist so komplett anders als ihn in Amerika zu erleben.
Ein bisschen gibt es mir das Gefühl, ein Fremder zu sein in diesem Land, obwohl man mich doch als gut integriert bezeichnen könnte. Die Erziehung meiner Mutter sei Dank.
Heute war für mich ein Tag, an dem ich mir eigentlich freigenommen hatte, um den Tag mit Stitch zu verbringen. Bin dann doch noch kurzfristig für ein paar Stunden eingesprungen und musste feststellen, dass die meisten diesen Tag, den heutigen Tag, gar nicht als einstigen Schreckenstag in Erinnerung hatten. Die meisten hatten es vergessen, anderen war es egal und wieder eine andere Kundin meinte sogar, dass sie sich nicht an den damaligen Tag wirklich erinnern könnte.
Irgendwie hat mich das geschockt. Und zwar einfach, weil ich es immer noch nicht gewohnt war, damit nicht gerechnet habe. In Amerika ist das anders, die gesamte Bevölkerung weiß nach dem Klingeln des Weckers, dass noch mehr Fahnen gehisst sein werden als eh schon üblich, die Kirchen werden voller sein und man erzählt sich wiederholt, wie man den Tag 2001 erlebt hat.
Doch heute waren es Aussagen wie "Ach stimmt, da war ja was." Und das hat mich total aus dem Konzept gebracht. Ich wurde mal, ich glaube sogar es war bei Formspring, gefragt, ob ich mich eher als Deutscher oder als Amerikaner fühle, ich habe mit deutsch geantwortet. Doch mittlerweile kann ich das nicht mehr sagen, denke ich.
Heute habe ich mal wieder gemerkt, dass ich doch eigentlich Amerikaner bin. Ich erlebe und fühle diesen Tag irgendwie anders als die meisten hier in diesem Lande und mit den Gedanken bin ich verdammt weit weg. Solche Tage machen irgendwie nachdenklich. Habe heute schon mit Hilary telefoniert und mit ihr darüber geredet.
Weiß noch haargenau, dass ich damals mit Bryan im Auto saß und wir auf dem Weg zu meiner High School waren, als ihn Hilary angerufen hat. Als ich drangegangen bin, war sie total durch den Wind und meinte, wir sollen sofort das Radio anmachen. Ich fragte, was wir uns denn besonderes anhören sollten, aber da war auch schon auf jedem Sender die Nachricht, dass die Türme zusammengekracht sind. Wir sind an die Seite gefahren und haben uns den gesamten bericht angehört, konnten es aber nicht so ganz glauben. An den Straßenseiten standen etliche andere Autos, die wie wir grade den Nachrichten zuhörten. Den Tag fiel die Schule aus, und wir saßen alle 24 Stunden lang vor dem Fernseher, als ob wir sichergehen wollten, dass es kein schlechter Scherz ist.
Und irgendwie fühlt man jedes Jahr wieder am Jahrestag eine Art Echo davon. Darum war es mir unverständlich, dass hier doch tatsächlich Leute 9/11 vergessen haben.
Hauptsache, sie vergessen nicht die Opfer des Anschlags selber oder die Helfer, die bei den Rettungsversuchen ihr Leben lassen mussten.


2 Kommentare:

  1. Dass hier viele diesen Tag nicht ganz so "schlimm" in Erinnerung haben liegt wohl an ein paar Gründen.
    1. wir sind keine Amis, haben nicht dieses Zusammenhaltsgefühl wie ihr, was irgendwie auch ein bisschen Schade ist.
    2. An den vielen Theorien die gegen den Anschlag durch Terroristen sprechen.
    3. Bringt es denn wirklich was, jedes Jahr immer wieder aufs Neue die Vergangenheit zu betrauern?


    Sicher sollte man das nicht vergessen, aber mit etwas abzuschließen ist manchmal besser als ewig zu trauern.

    AntwortenLöschen